Head picture of design
Zu Tagebuch Eintrag
0  1  2  3  4  5  6  7  8  9  10  11  12  13  14  15  16  17  18  19  20  21  22  23  24  25  26  27  28  29  30 
 

Tag 25 - Feines Fresschen

Dienstag (14.8.07)

Belluno -> Revine (Hotel Giulia)
---
Der Morgen war hart. Wegen gestern Abend stellte ich den Wecker erst auf 9 Uhr, konnte mich aber erst 30 Minuten spaeter zum Aufstehen aufraffen. Das Fruehstueck stellte sich als reichhaltiges Buffet heraus, das bis auf Eier keine Wuensche offen lies. Ganz klar, dass man sich hier auch was mitgehen laesst, also eine Semmel, Wurst und ein paar Teebeutel - kein Besteck oder aehnliches ;-)

Irgendein Brunnen auf dem Weg
Dann schnell bezahlt und ab auf die Suche nach einem Laden, der die restlichen benoetigten Wanderkarten verkauft. Nach Hin- und Hergelaufe gab's dann doch keine und es ging ohne Wanderkarte los und prompt ging ich falsch. Der Fehler wurde schnell korrigiert und bald fand ich den Wegweiser Richtung Cation ueber eine Autobahn. Ein Wunder, dass niemand ueberfahren wurde. Einen Muenchen-Venedig Sticker fand ich auch auf dem Weg an einem Laternenmast. Aber der urspruenglich geplante Weg war das nicht, wie ich spaeter feststellte. In Cation erkundigte ich mich in einem Sportgeschaeft nach dem weiteren Weg und *Trommelwirbel* schon wieder falsch gelaufen :-). Aber die Italiener waren bisher immer freundlich. Also auf zum Friedhof und weiter nach Castoi. Dieses mal wieder auf einer Asphaltstrasse, allerdings so gut wie nicht befahren. Die Alpen hielten sich immer mehr im Hintergrund und verblassten im Nebel. Endlich weg von denen!
Der sah so putzig aus. Einer der wenigen Hunde, die nicht wie wild herumbellten
Ich kann sie nicht mehr sehen - so schoen die Alpen auch sind. Endlich weg... Nur die Huetten (natuerlich bis auf Tissi) vermisste ich jetzt, die Atmosphaere auf ihnen. Von Castoi lief der Weg gleich weiter nach Valmorel. Wie von mir so gewuenscht immer weg vom Tourismus. Schoene kleine Doerfchen, huebsche Haeuschen, die auch ausserhalb der Doerfer verstreut waren, kleine Brunnen, einfach eine schoene Idylle. In Valmorel fanden wir die Moeglichkeit, den Schweissverlust durch die 300 Hoehenmeter wieder reinzuholen. Ich wieder durch Cola. Jetzt noch nach Revine hatschen. Mit Haenden und Fuessen "fragte" ich einen Einheimischen nach dem Weg.
---
Das war der erste, der seltsam geguckt hat. Ca. 4 km weiter verzweigte sich die Strasse wieder. Ein Ehepaar, welches an der Kreuzung mit einem Picknick beschaeftigt war, zeigte (Ich kann wirklich toll mit Haenden und Fuessen kommunizieren!!!) dann, dass die rechte Strasse nach Revine fuehrt. Nach 200 Metern straeubte sich mein innerer Kompass. Die "Grassler Bibel" bestaetigte das auch. Also wieder zurueck, den linken Weg gewaehlt und weiter nach Sueden. Den Kompass meines Vaters zog ich jetzt wieder aus dem Rucksack. Er hat mir schon auf den ersten beiden Flachlandetappen geholfen und jetzt schon wieder. Einfach immer nach Sueden. Da liegt auch Venedig. Unterwegs wieder Einheimischen das Wort Revine gesagt und mit Fingerzeig Richtung Sueden - der Wegverlauf und einfach immer weiter, weiter, weiter, etwas hoch (300 Hoehenmeter fehlten noch) und ich konnte Revine sehen. Leider auch verdammt viele Wolken und Nebel. Vielleicht haette ich sonst schon das Meer gesehen. An schlechte Sicht war ich aber schon gewohnt :-(. Ah! Da gibt's auch die naechste Cola-Tankstelle. Nach dem Tanken auf nach Revine, den Mountainbikerweg verfolgend, kam ich auch ein paar Hoehenmeter tiefer. 50 Meter vorne weg liefen auch 2 andere Wanderer mit 2 fetten Rucksaecken. Aber der Weg kam mir seltsam vor. Jaja, mein innerer Kompass.... Also wieder mal zurueck. Waere ja zu schoen, wenn der Weg voll ausgeschildert waere.

I fall in love with donkeys
Bei der Tankstelle gab's dann 2 Moeglichkeiten: ein Kniebrecher-Wanderweg, der die 800 Hoehenmeter direkt hinunter stuerzte oder der Fussschmerz-Asphaltweg. Im Hinterkopf wusste ich, dass man mit gebrochenen Knieen nicht mehr nach Venedig kommt, dafuer aber mit blutigen Fuessen. Also wurde die Asphaltstrasse genommen. Leider. So toll war die Entscheidung gar nicht. Die oben angegebenen 3 km entpuppten sich zu einer 10 km Quaelerei, bei der Hoehenmeter kleiner als Epsilon zurueckgelegt wurden. Sagte ich eigentlich schon, wie sehr ich die Tissi Huette hasse? Zwei Pausen brauchte ich, um ins Tal zu kommen. Das Gefuehl, dass ich auf keinen Fuessen sondern nur noch auf blutigen Stumpen laufe, liess mich bis zum Erreichen der Unterkunft nicht los. Haette ich das vorher gewusst, waere ich den direkten Kniebrecherweg runtergelaufen. Die Auswahl der Unterkunft war schnell gefunden. Einfach die erstbeste, die erblickt wird: Hotel Giula. Preis ist scheissegal. Hauptsache Beine hoch und nichts tun. Nach der Entspannungsphase stieg ich dann doch unter die Dusche und wusch endlich (seit 2 Wochen hatte ich das wg. dem Miefgeruch auch vor) auch meine kurze Hose. Jetzt wurde noch der Hunger bekaempft. Die vom Fruehstueck und die von gestern eingekauften Semmeln wurden verdrueckt. Man will schliesslich nicht soviel Geld fuer's Essen ausgeben. Im EG des Hotels angelangt, erkundigte ich mich nach dem Ristorante. Bisher hat mich das Hotel nicht wirklich ueberzeugt.
Endlich geschafft: Revine
Dann erblickte ich den Swimmingpool und dahinter das Ristorante. Ja, so laesst's sich leben. Die Auswahl des Menues wurde per Zufall bestimmt. Das meiste sagte mir auch nichts. Schon nach den Nudeln mit den Ueberraschungspilzen war ich total vollgestopft. Warum habe ich nur vorher die Semmeln reingestopft?!? Das Ambiente hier war auch wahnsinnig: Der Teller wurde vor meinen Augen mit den Nudeln aus der Pfanne befuellt (dafuer wurde ein extra Tisch heran- und nachher wieder weggestellt). Der Koch arbeitete direkt im Ristorante - hinter ihm eine Feuerstelle, alles war furchtbar edel, so wie ich es noch nie erlebt habe. Dann kamen die *tataa* kleinen Koteletts mit Kartoffeln. Alles wunderbar aber ich brachte fast nichts runter. Warum musste ich vorher die Semmeln verdruecken?!? Trotzdem "biss" ich jedes Kotelett an. Muss ja alles "probiert" werden. Man zahlt schliesslich dafuer. Jetzt setzte sich noch eine Frau bei uns dazu, die uns wieder erkannt hatte. Ihre Freundin war wegen einem schmerzenden Knie nicht dabei. Das waren die beiden Frauen, die heute bei der letzten Strecke vor uns gingen. Und mein innerer Kompass hatte wieder Recht: Es stellte sich heraus, dass die beiden einen ungeheuren Umweg gemacht haben, obwohl sie das Kartenmaterial hatten. Vom gestrigen Abend gepeinigt goennte ich mir 0,25 Liter vino. Nicht viel aber das reicht sicher, um gut schlafen zu koennen. Ueberraschenderweise war der Wein nicht so gut. Kein Fusel, aber er roch etwas seltsam. Schmeckte soweit aber gut. Dann gute Nacht!