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Tag 19 - Durch verregnete Schluchten

Mittwoch (8.8.07)

Rifugio Efforte Castiglioni (Marmoladahuette) -> Masare (Hotel Barance)
Marmolada Huette
Wie erwartet, schuettete es in der Frueh wie aus Eimern. Das Aufstehen fiel mir auch schwer, da ich fast kein Auge zubrachte. Das Fenster stand weit offen (Ich war zu faul, es zu schliessen) und irgendwann in der Nacht schrie irgendein Kind im Haus wie am Spiess - und das ueber eine halbe Stunde lang. Deshalb war es auch der erste Tag, an dem ich in der Frueh freiwillig Kaffee getrunken habe. Beim Fruehstueck war auch keine Eile geboten, wie bei manchen vorherigen Unterkuenften. Vielleicht lag das auch daran, dass sich jeder Gast schwer aus dem Bett quaelte und so generell spaeter gefruehstueckt wurde. Verpackt in meine Regenklamotten machten wir uns auf den Weg. Wegen dem Regen wollte ich auch nicht ueber die Wiese gehen, wie es nach dem Fedaisee weitergegangen waere und auch nicht wg. den hoechstens 50 m Sicht durch den Nebel. Beim 1. Versuch, das Tal ueber einen Feldweg zu erreichen, gelangten wir zu einer Pizzeria mitten im Nirgendwo.
Die Schlucht ab dem 2. Drittel der Strecke - eine fuer Autos gesperrte Strasse!
Ich hegte schon die Vermutung, dass es aehnlich wie das Hexenhaus von Haensel und Gretel im Wald war, aber es gab dort doch das fuer mich uebliche Cola. Danach lief ich nur noch auf der Strasse - zum Glueck, denn der Wiesenweg waere so steil bergab verlaufen, dass es mich sicher auf die Fresse gelassen haette (wg. dem Regen und dem nassen Gras). Nach ca. 1,5 Stunden gelangten wir ueberraschend auf einen Fussweg durch eine Schlucht, der meine Befuerchtungen an eine reine Strassenetappe verschwinden liess. Hier durften keine KFZ fahren und durch die Schlucht und damit um den Weg schlaengelte sich ein kleiner Bach. Schon wieder fuehrte der Weg durch ein Kleinod in mitten eines Touristenverschlages. Bis auf so seltsame Moechtegern Kunstsachen. Z. B. lagen bunt angemalte Oeltonnen herum. So richtig scheisse bemalte Dreckstonnen, die die Natur richtig verschandelten - aber das war vermutlich die Absicht des "Kuenstlers" (Da alles auf italienisch war, konnte ich die Erklaerung nicht lesen). Die restlichen "Kunstobjekte" hatten den Anschein, als ob der "Kuenstler" die Schlucht mit der Sperrmuellsammlung verwechselte. Trotzdem war der Weg herrlich und die passende Belohnung, dass ich die vermeintliche Strassenstrecke zu Fuss gehe und nicht mit dem Bus fahre, wobei ein Bus fuer mich sowieso nicht in Frage kommen wuerde!!!

Der Wassermann passte gut zum Wetter :-)
Das kleine Doerfchen nach der Schlucht
Nach der Schlucht kamen wir schon wieder in ein neues Kleinod: Eine Stadt bzw. ein Dorf, das frei von Strassenlaerm war und die Haeuser einen wunderschoenen aelteren Look hatten. Wenig spaeter kehrten wir auch in eine Pizzeria ein und ich war erneut ueberrascht. Kaum ist man weg vom Menschentrubel, werden die Preise angemessen, die Pizza schmeckt und die Bedienungen sehen heiss aus, wobei letzteres eher nicht auf die Oertlichkeit anzurechnen ist :-). In dem Lokal (von dem ich den Namen leider nicht mehr weiss, es war kurz vor der Hauptstrasse, die das Kleinod streifte) wars einfach spitze. Das sollte heute nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich momentan Italien dem tristen Deutschland vorziehen wuerde. Das Lokal hatte auch Paulaner als Hausbier. Vielleicht gefiel's mir deshalb so gut. Der Rest des Weges war einfach zu finden und fuehrte gut beschildert weg von der Strasse bis nach Masare, das an dem ersten natuerlich entstandenen grossen See lag, den ich bisher in Italien gesehen habe. Alle anderen wurden kuenstlich gestaut. Auf dem Weg gab es noch eine coole Haengebruecke ueber den Fluss, der den Rest des Weges bis zum Allegesee unser Begleiter war. Die war auch cool. Ca. 50 m lang und man konnte sie herrlich zum Schwingen bringen.
Nein, das Bier wurde nur als Alibi fotografiert :-D
Endlich konnte ich mein Wissen ueber Selbstresonanz an der Bruecke testen, sprang auf ihr herum und brachte sie von links nach rechts zum Schwanken. Bis ich einen Schrei hoerte. Als ich mich umdrehte, konnte ich eine Familie erkennen, die die Bruecke ueberqueren wollten. Mit weiten Spruengen (um die Bruecke ueber den reissenden Fluten weiter ins Schwanken zu bringen :-) ) machte ich mich wieder auf den Rueckweg. Wenn ich mal Geld habe, lasse ich mir so ein Teil in den Garten stellen. Wie eine grosse Haengematte. Wieder festen Boden unter meinen Fuessen kaempfte ich die naechsten Minuten damit, mein von der Bruecke infiziertes Schwanken los zu werden. Jetzt weiss ich auch, wie sich die Landkrankheit von Seeleuten anfuehlt. Nach einer halben Umrundung des Sees wurden wir auch einer Bleibe fuendig. Der "Gewinner" war Hotel Barance. Fuer 45 Euro sollen wir hier mit Halbpension unterkommen. Das Zimmer war mit Fernseher, Dusche, Handtuechern, Balkon und allem ausgestattet, was man sich als Muenchen-Venedig GAENGER wuenschen kann. Spaeter erfuhr ich, dass sogar Whirlpool und Sauna inklusive sind. Das wurde gleich ausgenutzt. Der Whirlpool war zwar kalt aber reichte, um die Zeit bis zur Saunaufwaermung zu ueberbruecken. Meine geschundenen Fuesse freuten sich auch ueber die Massageduese.

Das letzte Drittel durch den Wald
Allegesee
Das erste Mal seit Beginn der Tour, dass mir Abends die ersten Schritte nach einer Pause nicht mehr schmerzten. Das Essen bestand wieder aus einem 3-Gaenge-Menue und einem reichlichen Buffet. Und dann wieder die Bedienung, welche vermutlich extra als deutschsprachige uns zugewiesen wurde. Ein Augenschmaus :-). Spaeter glaubte wieder "un bottiglia di vino della casa" dran. In dem Hotel ist es einfach gemuetlich. Keine Stehtoiletten, gute Musik - allgemein sind die Radiosender in Italien besser - nur gut gelaunte Leute und wir mitten drin mit total unpassender Kleidung. Ich zum Beispiel mit meiner mittlerweile total ausgewaschener Hose in Toenen zwischen Rot und Schwarz.